Wie wird Adi Hütter ab dem Sommer Borussia Mönchengladbach verändern?

Das Trainerkarussell in der Bundesliga hat in den vergangenen Wochen gehörig Fahrt aufgenommen. Fast schon in Vergessenheit geraten sind dabei die Wechsel von Marco Rose zu Borussia Dortmund und von Adi Hütter zu Borussia Mönchenglabdach. Doch gerade für Hütter ist der Wechsel von Eintracht Frankfurt zu den Fohlen eine große Herausforderung. Er verlässt einen Club, bei dem er viel Anerkennung genießt und geht zu einem Team, das sich aktuell mehr oder weniger auf Augenhöhe mit Frankfurt befindet. Sollte das in die Hose gehen, würde Hütter diesen Karriereschritt sicherlich bereuen.
Nun stellt sich die Frage, welchen Einfluss Hütter auf die Borussia nehmen wird. Rein spielerisch gibt es doch einige Unterschiede zwischen dem aktuellen Fußball der Fohlen und dem, was Hütter in den vergangenen zweieinhalb Jahren in Frankfurt spielen lassen hat. Hütters Mannschaft ist in der Offensive sehr vertikal eingestellt, schafft es aber trotz dieser Vertikalität, häufig ins letzte Spielfelddrittel vorzustoßen. Diese Form der offensiven Durchschlagskraft ist ein Markenzeichen des österreichischen Trainers, wie sich an folgender Statistik ablesen lässt: Seit Beginn der Saison 2018/19, als Hütter in Frankfurt sein Traineramt antrat, hat die Eintracht die drittmeisten Passsequenzen gespielt, die im letzten Drittel endeten.

Genau diese Durchschlagskraft hin zum letzten Drittel ging Gladbach zuletzt etwas ab. Die Fohlen wirkten gerade bei hohem Ballbesitzanteil ein wenig verloren und auch zu anfällig gegen gegnerisches Pressing. Frankfurt hat etwaige Schwächen gegen hohes Pressing damit kaschiert, dass Hütters Spieler sehr schnell und geradlinig die ersten Linien überspielten und etwa Filip Kostić und die anderen Außenbahnspieler einbanden. Der tiefe Spielaufbau selbst war lange Zeit auch nicht die große Stärke von Hütter, wobei sich in den vergangenen Monaten ein paar Verbesserungen bemerkbar gemacht haben.
Defensiv unangenehm
Ebenso wichtig für den Erfolg der Frankfurter in dieser und den letzten Spielzeiten war der ständige Druck, den die Mannschaft bei der Arbeit gegen den Ball ausüben konnte. Es wirkt oft so, als würde nahezu jede Ballbesitzphase für den Gegner zu einem Vabanquespiel. Alles andere als überraschend haben die Frankfurter auch die meisten Balleroberungen aller Bundesligisten erzwungen, was zumeist mit dem unmittelbaren Druck auf den Ballführenden in den vorderen Spielfeldzonen und dem Nachschieben der hinteren Reihen zusammenhängt. Die Frankfurter sammeln viele ungenaue Pässe ein oder antizipieren die Passwege, weil sie die Optionen des Ballführenden sehr stark einschränken.

Auch Gladbach hat unter Rose den Ruf einer starken und effektiven Pressingmannschaft entwickelt. Allerdings scheint es so, als würden die Fohlen häufiger die direkte Konfrontation suchen, jedoch in Gänze weniger Balleroberungen forcieren. Zudem betreiben die Gladbacher teilweise einen immens hohen Laufaufwand, der ihren Spielstil weniger nachhaltig macht. Sobald die Laufleistung und Zweikampfdichte etwas abfällt, nimmt auch die defensive Stabilität ab. Hütter könnte insofern mit seinem Ansatz für Verbesserungen sorgen – gerade angesichts der Tatsache, dass Gladbach über viele individuell starke Pressingspieler und Defensivzweikämpfer verfügt.

Mehr Fokus auf die Außenbahnen
Rein von der Grundstruktur her dürfte der Wechsel von Rose zu Hütter nicht für allzu große Probleme sorgen, denn die Gladbacher sind es gewohnt, in immer wieder wechselnden Formationen zu spielen. Rose hatte sich nie auf eine einzelne festgelegt. Hütter hat Gefallen gefunden am 3-4-1-2/3-4-2-1 und könnte dieses sicherlich auch bei seinem neuen Club implementieren. Allerdings stellt sich trotz der taktischen Flexibilität der Fohlen die Frage, inwieweit Hütter die passenden Spieler für die Fokuspositionen hat.

Für Frankfurt war gerade Kostić auf der linken Außenbahn wichtig, aber auch die Halbverteidiger sowie die vorderen Stürmer fungierten als zentrale Eckpfeiler des Offensivsystems. Ob einer der Gladbacher Verteidiger nun in die Rolle von Martin Hinteregger schlüpfen könnte oder Alassane Pléa und Breel Embolo jene Präsenz haben, um ähnlich wie die vielen Frankfurter Büffelstürmer vorn als Zielspieler zu agieren, steht in den Sternen. Eventuell muss sich Hütter zumindest mit Blick auf die Struktur den Möglichkeiten des neuen Kaders anpassen.
Das heißt nicht, dass er die Grundprinzipien seines Fußballs aufgeben muss, aber dass er vielleicht die Details und Abläufe insbesondere bei eigenem Ballbesitz verändern wird. Das erfahren wir aber natürlich erst im Laufe der ersten Monate der kommenden Saison.
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